Zahnabrieb bei Meerschweinchen und Kaninchen

Was tun, wenn die Zähne immer weiterwachsen?

Während Meerschweinchen zu den Nagern gehören, zählen Kaninchen zu den Hasenartigen. Dennoch haben sie eines gemein: Ihre Zähne wachsen unaufhörlich weiter, während sie sich beim Fressen wieder abnutzen. Das aber nur, wenn die Tiere ständig viel Zeit zum Fressen und Kauen aufwenden.

Erhalten die Tiere lediglich ein gehaltvolles Fertigfutter, wachsen die Zähne, bis die Nahrungsaufnahme unmöglich ist. Nicht abkneifen, sondern abschleifen ist nun die einzige Methode, um sie vor dem Verhungern zu retten. Der Tierarzt schreibt einem aber auch eine gesalzene Rechnung. Ausserdem benötigen Meerschweinchen und Kaninchen viel Rohfaser für ihre Verdauung. Besser ist es in allen Gesichtspunkten, sie direkt richtig zu füttern.

 

Der Irrglaube um die Härte des Materials

Viele Halter denken, dass es beim Zahnabrieb um die Härte des Materials geht. Hartes Futter wie trocken Brot, Heu oder auch harte Hölzer zum Nagen werden angeboten. Verarbeitete Lebensmittel und einige Getreidearten sollen die Tiere nicht einmal erhalten, trockenes Brot ist also generell zu vermeiden.

Eine Studie mit Kaninchen ergibt, dass Heu durchaus zum Zahnabrieb beiträgt. Die Kaugeschwindigkeit ist bei den harten Halmen jedoch geringer als bei frischen Gräsern und Kräutern. Diese Kaugeschwindigkeit ist für den Zahnabrieb jedoch entscheidend, da die Schneidezähne und anderen Zähne dabei aufeinander reiben. Die Schneidezähne wetzen dabei so ab, dass eine messerscharfe Kante entsteht, mit der sie selbst durch harte Materialien kommen.

Wegen der verringerten Kaugeschwindigkeit haben Meerschweinchen und Kaninchen mit Heu allein eine magere Zeit vor sich. Sie benötigen zwar die Rohfaser für ihre Verdauung, können aber nicht so schnell Kalorien aufnehmen.

Auch wegen der Vitamine ist es besser, täglich wenigstens eine kleine Menge Frischfutter zu geben. Abwechslung ist Trumpf: frische Wiese, einige Kräuter wie Petersilie und Möhren mit Möhrengrün oder Salatstümpfe und anderes geeignete Gemüse sind gern gesehen. Gerade Knollengemüse wie Fenchel, Möhren und Knollensellerie liefern die Kalorien, wenn frisches Wiesegras knapp ist.

Den Rasen wachsen lassen

Wer wenigstens einen kleinen Garten hat, kann aus dem Englischen Rasen eine kleine Wildkräuterwiese machen. Täglich wird ein Stück davon geschnitten und frisch verfüttert. Im Idealfall würde es im Winter sogar schneien, weil der Schnee das Wiesengras konserviert und es seine Frische länger beibehält.

Es gibt auch Giftpflanzen. Diese schmecken jedoch bitter, weswegen Meerschweinchen und Kaninchen Giftpflanzen sehr sicher ausselektieren. Wer sie erkennt oder sich die Giftpflanzen von den Tieren zeigen lässt, kann auch vorsortieren. Eine Gefahr besteht jedoch, wenn Giftpflanzen getrocknet und verfüttert werden, da sie dann nicht mehr bitter schmecken. Kräuterheu aus dem Fachhandel wäre also besser, als selbst Heu zu machen.

Futterreste immer zuerst entfernen

Meerschweinchen und Kaninchen selektieren ihr Futter. Es bleibt deswegen immer etwas zurück. Diese Futterreste wären zu entfernen, bevor es frisches Futter gibt. Ideal ist eine mehrfache Fütterung mit kleinen Portionen oder mal Wiesengras, mal Gemüse, mal frische Zweige, mal etwas Obst. Heu und Wasser sollen dennoch immer verfügbar sein.

 

Beim Fertigfutter aufpassen

Kaninchen haben die Besonderheit, dass sie mit ihrer Darmwand kurzfaserige Futterpartikel in den Blinddarm schieben, die langfaserigen aber direkt ausscheiden. Im Blinddarm werden die gehaltvollen Futterpartikel aufgeschlossen und dann als Blinddarmkot abgeben. Dieser wird direkt wieder gefressen, um lebenswichtige Nährstoffe aufzunehmen.

Wird langfaseriges Futter zermahlen, landet es ebenfalls im Blinddarm und führt zu schweren Verdauungsproblemen. Auch eine plötzliche Futterumstellung ist zu vermeiden, da die Bakterien im Blinddarm etwas Zeit benötigen, um sich anzupassen.

Im Fertigfutter ist für Kaninchen deswegen nicht allein auf Zucker, Farb- und Zusatzstoffe oder Weizen und Roggen zu verzichten. Auch zu Staub vermahlene Bestandteile sind für Kaninchen schädlich. Deswegen sind auch die letzten Reste aus einer Heu-Futtertüte zu entsorgen.

Nicht nur das: Meerschweinchen und Kaninchen haben eine Verdauung, die auf Gräser, Kräuter und Blätter, nicht aber auf Kraftfutter optimiert ist. Letzteres soll es nur bei einem Mehrbedarf geben. Dieses wäre während der Aufzucht, bei Erkrankungen oder im Winter bei Aussenhaltung der Fall, sonst aber nicht. Selbst dann lässt sich Kraftfutter vermeiden, wenn Knollengemüse gegeben wird.

Es gibt inzwischen dennoch sehr gutes pelletiertes Fertigfutter. Nicht Körner, sondern Gräser sind hier die überwiegenden Bestandteile. Ob ein gutes Kräuterheu direkt oder pelletiert verfüttert wird, macht keinen grossen Unterschied. Für den Zahnabrieb wären Halme jedoch besser als Pellets.

 

Zu lang werdende Zähne erkennen

Aus Bequemlichkeit wird häufig am Frischfutter gespart, da es im Alltagsleben schnell gehen muss. Die Zähne wachsen dennoch weiter. Frisst ein Meerschweinchen oder Kaninchen gern Möhren oder Knollensellerie und macht es nicht mehr, sind die Zähne vielleicht schon grenzwertig lang. Das Tier wäre genau zu kontrollieren. Ausserdem soll es für die nächsten Wochen täglich frisches Wiesengras erhalten. Wer diesen Zeitpunkt nicht erkennt, muss sein Tier schon bald zum Tierarzt tragen.

Es ist für jedes Tier eine Qual, nicht richtig fressen zu können. Wer bei Meerschweinchen und Kaninchen auf die richtige Fütterung achtet, erspart ihnen die ungewollte Diät.

19. Dezember 2022 10:26