Schlittenhunde – auf vier Pfoten durch den Winter

Schlittenhunde: Wer sie sind und was sie ausmacht

Obwohl Schlittenhunde in erster Linie in arktischen Regionen eingesetzt werden, findet die Sportart des Schlittenhundfahrens auch in Mitteleuropa immer mehr Anhänger. Sei es nun ein regelmässiges Ausüben auf Wettkampfniveau oder eine willkommene Abwechslung im winterlichen Alltag: Hinter dieser Freizeitbeschäftigung stecken jede Menge Action und Freude – aber auch eine ordentliche Portion Anspruch.

Eigenschaften von Schlittenhunden

Unter den als Schlittenhund eingesetzten Hunden findest du eine Vielzahl verschiedener Rassen, die einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Robustheit gegenüber Wind und Wetter sowie gute Kondition gehören zu den grundlegenden Charaktereigenschaften eines jeden Schlittenhundes. Ihr Wesen zeigt sich im Allgemeinen ruhig, durchaus aber mit einer gewissen Neigung zur Impulsivität. Vor allem, wenn ihre Möglichkeiten auf Auslastung eingeschränkt sind.

Aufgrund ihres grossen Bewegungsdrangs sind Schlittenhunde nicht für jedermann geeignet. Sie benötigen einerseits besonders viel Auslauf und andererseits dich: einen konsequenten Hundehalter, der sich der richtigen Erziehung und einer artgerechten Haltung bewusst ist.

Welche Hunde eigenen sich als Schlittenhunde?

Besonders bekannte geeignete Rassen sind der Husky, der Malamute und der Samojede. Auch unbekanntere Typen wie etwa der Norwegische Buhund oder der Laika geniessen einen hohen Beliebtheitsgrad im Schlittensport. Aufgrund der Witterungsbedingungen teilen sich die als Zughund geeigneten Rassen auch einige körperliche Merkmale. So zum Beispiel das dichte Fell, einen kräftigen Körperbau und besonders strapazierfähige Gelenke.

Und was ist eigentlich der Schlittensport?

Das Schlittenfahren ist heute eine Subkategorie des Zughundesports. Schon bei den Olympischen Winterspielen 1932 war das Schlittenfahren als Demonstrationssportart in das Wettbewerbsprogramm aufgenommen und reicht in der Geschichte noch weiter zurück. Seinen Ursprung hat es in den nördlichen Erdregionen; von Kanada bis Schweden. Aufgrund ihrer Robustheit in ebendiesen Gebieten werden auch heute noch vorzugsweise nordische Hunderassen eingesetzt.

Wie entstand der Schlittensport?

Einst dienten die Schlittenhunde dem Transport: Jäger schufen damit das erlegte Wild zurück zum Camp. Da ist es nur naheliegend, dass die früheren Zughunde zugleich Jagdhunde waren. Später baute man sogenannte Toboggans, mit denen das Überbringen von Material möglich wurde. Nach einer Zeit transportierten ganze Postteams Briefe auf diese Art. Die ersten Schlittenrennen – und vor allem das erste dokumentierte Rennen – fand in Alaska statt. Dort gilt das «Dog Mushing» auch heute noch als Nationalsport.

Ist Schlittenfahren mit Hunden Tierquälerei?

Diese Frage ist ganz klar zu verneinen. Tierquälerei setzt mutwilliges Verhalten durch den Menschen voraus, durch welches der Hund unnötiges Leid erfährt, verletzt, verstümmelt oder sogar getötet wird. Setzt du eigens als Zughund gezüchtete Rassen für die Schlittenfahrten ein, befriedigst du deren grosses Bedürfnis nach Auslastung. Und das kommt ohne Zweifel der geistigen Gesundheit deines Hundes zugute.

Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Es mag durchaus Musher (Schlittenhundeführer, Anm.) geben, die zu nicht ganz gewaltfreien Hilfsmitteln greifen, um ihre Hunde zu erziehen, zu trainieren oder anderweitig gefügig zu machen. Im Regelfall werden solche Halter jedoch aus sämtlichen sportlichen Zusammenschlüssen ausgeschlossen und rechtliche Massnahmen eingeleitet.

Vielmehr wäre es als Tierquälerei zu betrachten, wenn du dem angeborenen Bewegungsbedürfnis deines Schlittenhundes nicht nachkommst. Eine Unterbeschäftigung wäre für eine solche Rasse nicht artgerecht – und die daraus resultierende Langeweile kann aus tierpsychologischer Sicht in schweren Verhaltensstörungen enden.

Tipps für Schlittenhunde Musher

Schlittenhunde für Anfänger

Dass Schlittenhunderassen im Allgemeinen eine erfahrene Hand benötigen, bedeutet nicht, dass du dir als Neuling im Hundebesitz keinen an deine Seite holen darfst. Es empfiehlt sich jedoch, zuvor einen Musherkurs zu besuchen. Dieser ermöglicht dir das Kennenlernen der Sportart, bevor es an die eigentliche Herausforderung geht: das Kennenlernen, Erziehen und Ausbilden deines Hundes.

Gemeinsam mit einem Hundetrainer gelingt aber auch das. Grundvoraussetzungen dafür sind ein gesundes Mass an Konsequenz und Disziplin, was die Hundehaltung sowie das Training betrifft. Da Huskys aus Gründen der hohen Bekanntheit und Beliebtheit in der Freizeit einen Vertrauensvorsprung geniessen, sind sie für den Einstieg noch am ehesten zu empfehlen – unterschätzen solltest du ihr Wesen aber trotzdem nicht.

Schlittenhunde-Tipp für interessierte Neueinsteiger:
Zu den verschiedenen Husky-Typen stehen eine Menge Informationen zur Verfügung, die es dir erlauben, dich im Vorfeld gründlich mit der Rasse zu beschäftigen. Über andere Rassen, etwa den kleiner gebauten Norwegischen Buhund, ist weit weniger bekannt. Möchtest du ohne Erfahrung in der Hundehaltung im Schlittenhundesport einsteigen, orientiere dich zunächst also an bekannten Hunderassen, über deren Eigenschaften, Wesensmerkmalen und Bedürfnissen. Gerade in solchen Fällen ist im Bedarfsfall auch rasch Hilfe zur Stelle. Für eine Rasse, die kaum jemand kennt, ist es auch entsprechend schwierig, einen Spezialisten zu finden.

Schlittenhunde für Fortgeschrittene

Samojeden stellen neben der alltäglichen Haltung selbst auch weit höhere Ansprüche an die Fellpflege. Damit der Schnee in ihrem langen Fell nicht klumpt (und im schlimmsten Fall Verletzungen verursacht), benötigt es nach jedem Lauf deine Aufmerksamkeit; von der Zehe bis zur Ohrenspitze. Samojeden und weitere langhaarige Rassen sind demnach sehr zeitintensiv, wenn du diesem Sport in einem ernst zu nehmenden Ausmass nachgehen möchtest.

Als fortgeschrittener Musher achtest du ausserdem auf die richtige und bedarfsgerechte Ernährung deines Hundes. Diese sind nicht nur aussergewöhnliche Kraftpakete, sondern auch ausgesprochene Energiebündel. Aufgrund des hohen Bewegungsdrangs benötigen sie entsprechend viel Futter, was nicht zuletzt eine Frage des Geldes und keinesfalls zu unterschätzen ist.

Ebenso wenig darfst du das rassenspezifische Bedürfnis nach Bewegung fehlinterpretieren. Viele Hundehalter gehen fälschlicherweise von einer Verhaltensstörung aus, wenn ihre Hunde (vor allem nach zu langem Ruhen) laut werden, hochspringen und sich regelrecht in Ekstase bellen. Das Verständnis der Hundesprache ist für eine seriöse Präsenz im Schlittenhundesport also unverzichtbar und hilft auch bei der Hundehaltung im Alltag mit derart anspruchsvollen Geschöpfen.

Kein Meister ist vom Himmel gefallen – aber hoch hinaus kommen Profis immer

Als erfahrener Musher wagst du dich früher oder später an die verschiedenen Rassen heran. Diese können deinen Schlitten auch als gemischtes Gespann ziehen. Während Norwegische Buhunde durch ihre kurzen Beinchen besonders schnell sind, erreichen Kanadische Eskimohunde im Durchschnitt die Kniehöhe von Herrchen oder Frauchen. Der grösste und schwerste Schlittenhund ist der Alaskan Malamute, der kleinste und schnellste (und zugleich der beliebteste) ist der Sibirische Husky. Jedes der Tiere ist in der Lage, ein Gewicht zu ziehen, das dem Vierfachen des eigenen Körpergewichts entspricht.

Schlittenhunde-Tipp für alteingesessene Hunde:

Vermeide unbedingt den Fehler, ein Gespann aus verschiedenen Hunden zusammenzustellen, von denen einzelne Tiere nicht für diese Anstrengung geeignet sind. Sei es nun aus Gründen des Alters, krankheitsbedingt oder aufgrund der geringeren Ausdauer. Die agilen und motivierten Hunde überfordern das schwächste Glied in deiner Kette, was zu schweren Komplikationen und gesundheitlichen Schäden führen kann.

Weitere Tipps für den Schlittenhundesport

  • Hole dir im Vorfeld so viele Informationen wie möglich (Musherkurse, Auswahl der Hunderasse, Ausbildung der Hunde etc.)
  • Nicht nur du, auch dein Hund benötigt eine grundlegende Ausbildung.
  • Learning by doing: Dein Hund lernt viel von anderen Hunden, weshalb eine Ausbildung in der Gruppe sinnvoll ist. Grundvoraussetzung dafür ist die erfolgreiche Sozialisierung deines Hundes im Welpenalter.
  • Im offiziell anerkannten Sport dürfen auch Mischlingshunde teilnehmen.

FAQs zum Schlittensport mit Hunden

Was gibt es für Schlittenhunde?

Schlittenhunde sind im Allgemeinen nordische Hunderassen, die sich Robustheit, Bewegungsfreude und Ausdauer teilen. Dazu gehören verschiedene Husky-Typen, der Samojede, der Alaskan Malamute, Norwegische Buhunde, Kanadische Eskimohunde und auch der Grönlandhund.

Wie weit kann ein Schlittenhund laufen?

Trainierte Hunde können am Tag bis zu 200 km zurücklegen; dies entspricht etwa die Distanz von fünf Marathonstrecken für einen Menschen. Selbst ihr Geschäft verrichten sie aufgrund ihrer Bewegungsfreude während des Laufens.

Wie viel PS erreicht ein Hundeschlitten?

Eine Umrechnung von Kilometern pro Stunde auf PS ist ohne Weiteres nicht möglich, da es sich um zwei unterschiedliche physikalische Grössen handelt. Zum Vergleich: Schlittenhunde erreichen im Durchschnitt eine Geschwindigkeit von 15 km/h, im Sprint sogar bis zu 30 km/h. Ein Kraftfahrzeug mit 90 PS erreicht diese 30 km/h aber ebenso wie ein Fahrzeug mit 300 PS.

Zählt Schlittenhundfahren zur Tierquälerei?

Nein. Solange du den Sport ernsthaft ausübst, dich an die Richtlinien und Regeln hältst und auf eine artgerechte Haltung deiner Hunde achtest, ohne dem Hund irgendwelches Leid zuzufügen, ist der Tatbestand der Tierquälerei nicht erfüllt.

18. November 2022 9:46