Der vielleicht beliebteste Ziervogel ist der Wellensittich, der mit seinem hyperaktiven Verhalten bereits unzähligen Menschen Gesellschaft leistet. Wellensittiche sind mit einem Gewicht von rund 40 Gramm sehr kleine Ziervögel, weswegen sich eine Haltung in Wohnräumen anbietet. Im Vergleich dazu wiegt ein Nymphensittich rund 100 Gramm und ist insgesamt einige cm grösser. Auch diese Ziervögel eignen sich für die Innenhaltung und nehmen aktiv am Tagesablauf teil. Dennoch gibt es gewaltige Unterschiede zwischen beiden Arten.
Irreführenderweise steckt der Sittich im Nymphensittich, aber nur als Wort. In der Abstammung zählen beide Arten zur Ordnung der Papageien. Doch Nymphensittiche gehören zu den Kakadus, die damit nur entfernt mit Wellensittichen aus der Familie der Altweltpapageien verwandt sind. Auf die Verwandtschaft zu den Kakadus geht auch die Federhaube auf dem Kopf zurück.
Beide Arten leben auf dem australischen Kontinent mit Ausnahme der Küstenregionen. Sie haben sogar sehr ähnliche Verhaltensmuster: Sie leben in Schwärmen, binden sich häufig über Jahre an einen Partner und fressen Sämereien und Pflanzenteile. Weil beide Vogelarten friedlich sind, sieht es in einer Gemeinschaftsvoliere auch so aus, dass sie einander gut verstehen. Das Gegenteil ist der Fall: Beide Vogelarten sprechen eine komplett andere Sprache und leben eher nebeneinander als miteinander. Dabei sind die grösseren Nymphensittiche sogar diejenigen, die den Kürzeren ziehen und durch die quirligen Wellensittiche Schaden nehmen können.
Der Wellensittich
- sehr lebhaft und aufgedreht
- ständig am Trällern oder Rufen
- muss sich sehr viel bewegen
- kommuniziert überwiegend durch Ruflaute
- ist insgesamt farbenfroher gezeichnet
- liebt Hirse in der Körnermischung
- wird 10 bis 15 Jahre alt
Der Nymphensittich
- lebendig, aber ausgeglichener
- kann laut rufen und macht dieses auch
- muss sich regelmässig bewegen
- kommuniziert durch Ruflaute und Gefiederstellung
- Geschlechter sind nicht an der Zeichnung zu unterscheiden
- benötigen mehr Ölsaaten
- werden 20 bis 25 Jahre alt
Besser einen Wellensittich oder Nymphensittich wählen?
Damit diese Schwarmvögel nicht vereinsamen, müssen sie wenigstens zu zweit leben oder im Schwarm mehrere Paare bilden können. Dann können sie ihr Sozialleben entfalten und sind zufriedener. Ausserdem benötigen beide Arten bei Käfighaltung ihren regelmässigen Freiflug im Raum, Wellensittiche sogar etwas nötiger, als Nymphensittiche.
Das bedeutet, dass beide Vogelarten voll in den Tagesablauf einzubeziehen sind und ihre Zeit benötigen. Soll unentwegt was los sein, wären Wellensittiche besser. Beide Arten lassen sich gut zähmen, aber Wellensittiche sind frecher und verspielter. Sie lassen sich ständig etwas einfallen, um ihre Halter zu unterhalten.
Geht es einem eher um die angenehme Gesellschaft, wären Nymphensittiche die bessere Wahl. Denn langweilig wird es einem mit diesen schönen Ziervögeln ebenfalls nicht. Demnach ist es sogar möglich, einem Nymphensittich ein paar Worte beizubringen, wobei andere Papageien wesentlich sprachbegabter sind.
Beide Vogelarten sind tagaktiv und mit abgedunkelter Schlafecke über Nacht auch ruhig. Dennoch wären sie wohl eher etwas ab dem Jugendalter als eine Unterhaltung für Kinder. Ein weiteres Problem bei Kindern und Jugendlichen lautet, dass sie nicht nur ihre Interessen, sondern auch Wohnverhältnisse vielleicht ändern. Wer ihnen ein Haustier erlaubt, müsste es gegebenenfalls übernehmen. Denn ein Partygänger wird auf seinen Wellen- oder Nymphensittich während der Studienzeit wohl verzichten wollen. Wer hingegen eine möglichst hohe Lebenserwartung wünscht, sollte sich Grosspapageien ansehen. Während der Edelpapagei 30 und der Graupapagei 60 Jahre erreicht, hält der Soldatenara bis zu 90 Jahre durch.
Wie gross muss der Vogelkäfig werden?
Beide Vogelarten benötigen so viel Platz, dass sie fliegen können. Das geht nur in einer Voliere. Hier wäre ein Grundmass von 150 zu 60 cm bei einer Höhe von 100 cm das Minimum für Wellensittiche. Für Nymphensittiche soll dieses Grundmass sogar bei 200 zu 100 cm liegen, auch etwas mehr Höhe ist sinnvoll. Zu beachten bleibt, dass die Vögel auf Augenhöhe zum stehenden Halter sitzen sollen, sonst bereitet es ihnen Unbehagen.
Selbst bei dieser Volierengrösse ist regelmässiger Freiflug nötig. Die beweglichen Schwarmvögel müssen mehrere Meter am Stück fliegen können, um ihre Muskeln zu trainieren. Wer diese Masse deutlich unterschreitet, muss die Tiere täglich für mehrere Stunden herauslassen. Wellensittiche sind insgesamt aufgedrehter, dennoch sollten auch Nymphensittiche täglich für mehrere Stunden die Möglichkeit für kurze Flüge haben. Nur mit einer Voliere lässt sich der tägliche Freiflug umgehen, nur mit einer grossen Voliere kann darauf komplett verzichtet werden. Ansonsten nehmen die Tiere mittelfristig Schaden am Verhalten, der Muskulatur und dem Skelett.
Bei geringem Platzangebot wäre der Wellensittich zu bevorzugen.
Nach der Qual der Wahl
Wer sich einmal entschieden hat, sollte darauf achten, dass der Käfig oder die Voliere mit den Gitterstäben oder Drähten einen passenden Abstand hat. Dieser ermöglicht den Vögeln einen sicheren Halt. Die Einrichtung mit Sitzstangen, Futter- und Wasserstelle und Spielzeugen muss genau wie die Fütterung zur Vogelart passen.
Auch das Freiflugzimmer ist anzupassen. Erstens muss es für die Ziervögel sicher sein, zweitens benötigen diese einige Möglichkeiten für ihre Zwischenlandungen. Dann sind Wellensittiche und Nymphensittiche nach einer Eingewöhnung sehr dankbar. Beide Arten werden handzahm und binden sich an ihre Halter. Dabei entwickelt jeder Vogel seine eigene Persönlichkeit und wird dadurch zum interessanten Mitbewohner.