Warum Tiere im Herbst mehr fressen

Warum Tiere im Herbst mehr fressen – die Biologie der Fettreserven

Wenn die Tage kürzer werden, die Luft kühler wird und sich das Laub färbt, beginnt für viele Tiere eine entscheidende Zeit im Jahr: der Herbst ist Vorbereitungszeit. Während wir Menschen uns auf kuschelige Abende freuen, stellen Tiere ihren Lebensrhythmus komplett um – und beginnen, deutlich mehr zu fressen. Doch warum eigentlich?

Der biologische Countdown: Vorbereitung auf den Winter

Tiere haben keinen Kalender, aber ihr Körper erkennt den Wechsel der Jahreszeiten zuverlässig.
Die kürzeren Tage und die sinkenden Temperaturen wirken wie ein natürlicher Wecker: Sie verändern den Hormonhaushalt. Besonders das Hormon Melatonin, das durch Tageslicht gesteuert wird, signalisiert dem Körper: „Der Winter kommt!“

Diese Veränderungen sorgen dafür, dass Tiere ihren Stoffwechsel anpassen und beginnen, Fettreserven aufzubauen. Das gespeicherte Fett ist in den kalten Monaten überlebenswichtig – entweder als Energiequelle während des Winterschlafs oder als Wärmeschutz bei frostigen Temperaturen.

Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre – drei Strategien

Nicht alle Tiere reagieren gleich auf die Kälte. Es gibt verschiedene Strategien, die alle mit der Fettreserve zusammenhängen:

  • Winterschlaf (z. B. Igel, Fledermaus, Murmeltier):
    Diese Tiere senken ihre Körpertemperatur stark ab und leben wochenlang von ihren Fettreserven. Ohne die herbstliche „Fresszeit“ würden sie schlicht verhungern.

  • Winterruhe (z. B. Eichhörnchen, Dachs):
    Sie schlafen nur zeitweise und wachen regelmäßig auf, um gespeicherte Nahrung zu fressen. Auch hier ist Fett wichtig – als Energiequelle und Wärmepolster.

  • Winterstarre (z. B. Frösche, Eidechsen, Insekten):
    Kaltblütige Tiere erstarren bei Frost. Sie benötigen weniger Energie, aber auch sie müssen vor dem Winter genügend Reserven anlegen, um den langen Stillstand zu überleben.

Vorratssammler und Fettpolsterer

Nicht alle Tiere speichern Fett im Körper – einige legen Vorräte an, um sich später davon zu ernähren.

  • Eichhörnchen verstecken Nüsse, Eicheln und Samen an verschiedenen Orten im Boden.

  • Hamster tragen unglaubliche Mengen an Futter in ihre Bauten – manchmal bis zu fünf Kilogramm!

  • Vögel wie Meisen oder Kleiber merken sich, wo sie Futterdepots angelegt haben – ihr Gedächtnis ist im Herbst besonders aktiv.

Doch auch bei diesen Vorratssammlern hilft eine kleine Fettreserve als „Backup“, falls der Winter härter wird als gedacht.

Fett ist mehr als Energie – ein natürlicher Wärmespeicher

Fettgewebe erfüllt gleich mehrere Aufgaben:

  1. Energiespeicher: Es liefert Kalorien, wenn keine Nahrung verfügbar ist.

  2. Wärmeschutz: Eine dicke Fettschicht isoliert den Körper gegen Kälte.

  3. Schutzfunktion: Sie schützt Organe und Muskeln vor Temperaturschwankungen.

Bei Tieren wie Robben, Bären oder Füchsen ist diese „Fettschicht“ besonders ausgeprägt – man spricht auch von Winterspeck. Dieser ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Jahrtausenden der Anpassung.

Klimawandel und neue Herausforderungen

Durch den Klimawandel verschieben sich die Jahreszeiten, und damit auch das natürliche Verhalten vieler Tiere.
Manche beginnen später mit dem Fressen, andere finden weniger Nahrung, weil Früchte früher reifen oder Insektenpopulationen abnehmen. Das kann gefährlich werden – besonders für Tiere, die auf genaue Zeitabläufe angewiesen sind.

Fazit: Fressen mit Verstand

Wenn Tiere im Herbst scheinbar unersättlich sind, hat das nichts mit Gier zu tun – es ist Überlebensstrategie pur.
Jedes Gramm Fett, jede Nuss und jedes Beerenfrühstück ist Teil eines perfekten biologischen Plans, um Kälte, Hunger und Dunkelheit zu überstehen.

Also das nächste Mal, wenn du ein Eichhörnchen mit einer Haselnuss siehst – denk daran:
Es isst nicht einfach nur, es bereitet sich klug auf den Winter vor.

21. Oktober 2025 14:16